Donuts und SAP ALM: Die süsse Analogie von der agilen Produktentwicklung von SAP Cloud ALM 

Viele von uns erfreuen sich wohl an einem frisch gebackenen Donut. Dabei denken wir nicht nur an den köstlichen Geschmack, sondern auch an die Form – einen Ring. Und obwohl man reflexartig nun denken könnte, dass sich der vorliegende Artikel mit der Analogie der äusseren Form eines Donuts und dem Application Lifecycle Management-Ring befasst, gehe ich nicht darauf ein, sondern auf den Unterschied von Plan- und Value-Driven Development und deren Problematik. 

Besonders spannend ist dabei die Frage, warum in SAP Cloud ALM bestimmte Features immer noch fehlen. Viele Kunden stellen genau diese Frage: Warum ist das oder jenes Feature noch immer nicht verfügbar? Ich möchte SAP dabei nicht in Schutz nehmen, denn man könnte sicher argumentieren, dass mit mehr oder schnelleren Entwicklerressourcen manches schneller umgesetzt werden könnte. Aber vielmehr geht es mir darum, ein Verständnis für die Herausforderungen zu schaffen: Wie balanciert man den Druck der Kundenerwartungen mit der langfristigen Vision und der Qualitätssicherung? Genau hier zeigt sich die Schwierigkeit, in einem plangetriebenen Ansatz sowohl Stabilität als auch Flexibilität zu vereinen, um Werte zu liefern, die nachhaltig Bestand haben. 

Von SAP SolMan zu SAP Cloud ALM 

 Der SAP Solution Manager (oder von der Community auch liebevoll SolMan genannt) wird Ende 2027 aus der Mainstream Wartung fallen. Zwar ist SAP Cloud ALM kein direkter Nachfolger des SAP Solution Managers, da es keine Featureparität geben wird, aber es ist zumindest der logische Nachfolger. 

Und genau hier, an diesem Punkt, entsteht der Zusammenhang von einem Donut zu SAP Cloud ALM. Das fast jeder weiss, dass der Donut ringförmig ist, haben wir bereits geklärt. Viele von Ihnen wissen auch, wie ein guter Donut schmecken sollte. Und die SAP-Kunden wissen, wie der SAP Solution Manager aussieht und was er für ALM-Funktionen bietet. Es liegt also auf der Hand, dass man genau diese Funktionen auch für dem «Nachfolgprodukt» erwartet. 

Der Solution Manager, kann also mit einem altbekannten Donut-Rezept verglichen werden. Ein Rezept und eine Zubereitung, bei dem wir genau wissen, welche Zutaten hineingehören und welches Endergebnis wir erwarten können. Es ist gar ein bewährtes Rezept, das von vielen geliebt wird. 

Die Entwicklung SAP Cloud ALM hingegen stellt nun ein ganz neues Rezept und Vorgehensweise dar. Dieses wird nicht mehr schlicht nach Plan (plan-driven) entwickelt, bei dem das Endprodukt- und dessen Features von Anfang an feststehen. Vielmehr handelt es sich um eine value-driven Herangehensweise, bei der der Wert und Nutzen für den Kunden im Vordergrund stehen. 

Value-Driven vs. Plan-Driven Development: Ein Rezeptduell 

 Das Verständnis der Unterschiede zwischen Value-Driven und Plan-Driven Development ist wichtig, um die Vorzüge und Herausforderungen zu erkennen. Hier ein Vergleich: 

Plan-Driven Development (PDD) 

PDD basiert auf einem systematischen und sequenziellen Ansatz, bei dem jede Phase (Anforderungen, Design, Implementation, Validierung) der Softwareentwicklung streng geplant wird, bevor sie tatsächlich beginnt. Der Leistungsumfang ist fix, die Kosten und die Termine «variabel» bzw. die Stellschrauben, an denen gedreht werden kann.   

  • Planung: Das Hauptaugenmerk liegt auf der Vorabplanung. Es wird erwartet, dass alle Anforderungen zu Beginn des Projekts festgelegt werden und sich im Verlauf des Projekts nur wenig oder gar nicht ändern. 
  • Dokumentation: PDD betont die Wichtigkeit umfassender Dokumentationen. Jeder Schritt wird ausführlich dokumentiert, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten den Ablauf und die Anforderungen genau verstehen. 
  • Flexibilität: PDD ist in der Regel weniger flexibel in Bezug auf Änderungen, da Änderungen oft kostspielig und zeitaufwendig sind, besonders wenn sie spät im Prozess vorgenommen werden. 
  • Risikomanagement: PDD versucht, Risiken frühzeitig zu minimieren, indem alles vorab geplant wird. 
  • Beispiele für Methoden: Wasserfallmodell, V-Modell. 

 Value-Driven Development (VDD) 

VDD fokussiert sich darauf, kontinuierlichen Wert für den Kunden oder den Endbenutzer zu schaffen, indem auf Feedback und iterative Entwicklung gesetzt wird. Bei diesem Vorgehen sind die Kosten und Termine «fix» und der Leistungsumfang variabel. Ein gutes, agiles Requirementsengineerung ist für VDD ein Muss.   

  • Planung: Anstatt sich streng an einen festgelegten Plan zu halten, passt VDD sich flexibel an neue Informationen oder geänderte Kundenbedürfnisse an. 
  • Dokumentation: Während Dokumentation immer noch wichtig ist, kann sie in VDD weniger umfangreich sein als in PDD. Der Schwerpunkt liegt auf funktionsfähiger Software und Kundenfeedback. 
  • Flexibilität: VDD ist in Bezug auf Änderungen sehr flexibel, da der Ansatz erwartet, dass Anforderungen sich im Laufe der Zeit ändern können. 
  • Risikomanagement: VDD akzeptiert, dass Risiken bestehen, setzt aber darauf, sie durch regelmäßige Feedbackschleifen und Anpassungen zu minimieren. 
  • Beispiele für Methoden: Agile Entwicklungsmethoden wie Scrum und Kanban 

Plan-driven Development: So vertraut wie ein Zuckerguss-Donut oder ein SAP Solution Manager 

 Vor einigen Jahren wurde der SAP Solution Manager entwickelt. Eine Plattform, für die Implementierung und dem Betrieb von SAP-Lösungen (vor allem für on-Premise Produkte). Das Rezept ist fest, die Zutaten sind bekannt, und das Ergebnis ist vorhersehbar, d.h. das Prinzip bei der Entwicklung des SolMan war weitestgehend der systematische Ansatz des «Plan-Driven Development». Ähnlich einem Architekten, der jedes Detail plant, bevor der eigentliche Bau beginnt.   

Die Herausforderung des Wandels: SAP Cloud ALM   

Stellen Sie sich also vor, Sie stehen in einer modernen Donut-Bäckerei. Anstatt nur einen festgelegten Donut zu backen, experimentiert der Bäcker mit verschiedenen Zutaten. Er bringt Ihnen zuerst den nackten Donutring, das Grundgerüst – sozusagen ein Minimum Viable Product (MVP). Für manche ist dies bereits ausreichend, andere warten auf die Glasur, wieder andere auf die Streusel und aufgrund des Feedbacks kann der Bäcker nach und nach (in mehreren Iterationen) den Donut verfeinern. Wieder andere geben Feedback und verlangen nach einer bestimmten Füllung. Welcher Weg ist nun der richtige?  

Die Entwicklung von SAP Cloud ALM  erinnert an den Trend von experimentellen Donut-Geschmacksrichtungen. Zwar wurde SAP Cloud ALM auch für die Implementierung und dem Betrieb von SAP-Lösungen entwickelt, aber mit einem deutlicheren Fokus: Für SAP Cloud Produkte. 

Die agile Entwicklung bei SAP Cloud ALM ist nun, als würde der Bäcker alle zwei Wochen vorbeischauen und sagen: «Testen Sie das mal!». Aber statt eines vollständigen Donuts gibt es vielleicht nur einen Bissen. Einige Kunden sind begeistert von der schnellen Lieferung und der Möglichkeit, Feedback zu geben. Andere sind vielleicht enttäuscht, dass der Donut noch nicht «fertig» ist.   

Eine Geschmackswelt, die sich ständig verändert   

So wie die Welt der Donuts sich ständig weiterentwickelt – denken Sie nur an Trends wie Cronuts oder Donut-Burger – so verändert sich auch die unsere Welt der Informationssysteme und der allgemeinen Rahmenbedingungen. Das Wichtigste ist, dass wir bereit sind, uns anzupassen, Feedback zu geben und offen für die unzähligen Möglichkeiten zu sein, die vor uns liegen.   

Das value-driven Development erfordert Flexibilität und Offenheit für Veränderungen. Und während einige Kunden die Chance schätzen, ihre eigenen «Donuts» zu gestalten, finden es andere herausfordernd, sich ständig an neue Geschmacksrichtungen anzupassen.   

Es braucht einen «Shift in Mindset» auf zumindest dreierlei Weise:   

  1. Entwicklerteams müssen sich so anpassen, damit sie in die in der Lage sind, ein Produkt tatsächlich agil zu entwickeln  
  1. Kunden müssen die Bereitschaft und Akzeptanz entwickeln, dass nicht jede Funktion bereits 100% Mehrwert bringt, dafür aber Teilfunktionen schneller nutzbar sind und zumindest einen Teil-Mehrwert bringen 
  1. Kunden müssen sich auf eine Reise begeben und Funktionen nicht nur fordern, weil sie es «halt schon immer so gemacht haben», sondern hinterfragen, ob alternative Herangehensweisen einen noch grösseren Nutzen bringen könnten   

In einer sich ständig verändernden (digitalen) Welt sollten wir vielleicht alle ein wenig mehr die Werte von Donut-Liebhabern übernehmen: Neugierde, Flexibilität, Geduld und die Offenheit für einen potenziell nächst besseren und süssen Bissen der Donutinnovation – auch wenn einem der ein oder andere Versuch mal nicht so gut schmeckt 🍩 


Stefan Thomann, Tallinn

Stefan Thomann

Stefan ist als Senior ALM Consultant tätig und hat tiefgehende Kenntnisse in diversen ALM Themen. Er bringt umfassende Erfahrung in Bereich wie Focused Build, Prozessmanagement, Testing, Focused Insights und ChaRM mit.

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